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Historische Putztechniken Kurzreferat
Autor: Prof. Oskar Emmenegger
Historische Putztechniken, dies ist ein Thema das völlig im Schatten der
Wandmalereien steht. Die Meinung dass Verputz etwas Ersetzbares ist, scheint
allgemein gültig zu sein, was ist schon besonderes an ihm. Doch gerade im
Zusammenhang mit Fassadenmalerei betrachtet, fällt der Unterschied auf, wenn
sich innerhalb des historischen Intonacobestandes moderne Ausbesserungen
befinden. Der Unterschied der Ergänzung zur historischen Oberflächenstruktur ist
meist störend und nicht akzeptabel. Erst seit die Denkmalpflege und
Restauratoren historische Bauten vor einer Restaurierung eingehend untersucht
haben, ist man auf die Unterschiede zwischen dem ursprünglichen Bestand und der
modernen Applikationsart aufmerksam geworden. Man begann die historischen
Bestände zu studieren und Fakten zu sammeln. Die Ergebnisse sind erstaunlich und
ernüchternd zugleich, wenn man bedenkt wieviel Substanz verloren ging, nur weil
man diese Sonderheiten verkannt hat. In der Literatur finden wir über Verputz
meistens nur die technologischen Voraussetzungen wie Siebkurve, Bindemittel,
Füllstoffe und Mischverhältnisse. Heute will man alles wissenschaftlich erfassen
und nach DIN-Normen bestimmt haben. Was wäre wohl an Malereien entstanden, wenn
man die Kunst nach DIN normiert hätte ? Die seit den letzten 20 Jahren
gesammelten Untersuchungsergebnisse zeigten, dass ein Verputz nicht nur
Schutzhülle eines Mauerwerks war, sondern durch seine Struktur auch gestaltendes
Element sein kann. Ob ein Verputz mit der Kelle angeworfen, mit der Kalkbürste
aufgeschlämmt oder dressiert, ob die Intonacooberfläche strukturiert ist mit
entsprechenden Instrumenten und Hilfsmitteln, jedesmal wird das Intonaco anders
aussehen. Bis jetzt konnten 28 verschiedene historische Oberflächen erfasst
werden. Deutlich wurde, dass vor allem ab dem 16. Jahrhundert mit Mörtel
Oberflächenstrukturen geschaffen worden sind, die Steinbearbeitungen imitieren.
Sie dienten der Betonung von Fassadengliederungen und evozieren kostbare
Arbeiten aus Stein. Sicher ist, dass eine Fassadengestaltung auch mit
auserlesenen und raffiniert geschaffenen Intonacostrukturen, nicht mit einer
Wandmalerei gleichzusetzen ist. Doch sei daran erinnert, dass auch das
bedeutendste Kunstdenkmal ohne seine historische Umgebung, auch wenn sie nur
einen mittelmässigen Stellenwert hat, eine einsame Weisheit bleibt.
Copyright © 1997 Oskar Emmenegger and Prof. Oskar Emmenegger. All rights reserved.
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